Donnerstag, 17. Januar 2008

Pferdestärke



Montag, 17. Januar. Zeit 23:59. Bern fehlt mir. Ganz klar. Es fehlt mir insbesondere Radio RABE. Das RAdio BErn. Den Fernseher vermisse ich nicht unbedingt. Es gibt ja noch Zeitungen. Zeitung lesen ist wie fernsehen, einfach nicht ganz so bewegend - jedoch bindender. Ja, es geht mir gut im nahen Osten. Die ersten Semesterprüfungen stehen an und ich freue mich. Endlich wieder verplante Wochenendtage von 8 – 17 Uhr. Einen hübschen Lehrplan den ich sorgfältig vorbereitet habe um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen und um meine Freundin zu beunruhigen. Ich bin auf die ersten echten geistigen Herausforderungen - nach fast 6 ½ Jahren routinemässiger Büroarbeit – gespannt. Ach, das interessiert Euch sowieso nicht. Was ich eigentlich sagen wollte: Montag, 17. Januar. Zeit 23:59. Es folgt die Nachtwach mit Barbera auf DRS3, den Sender, den ich nun halt hören muss weil es mir die Alternativen nicht antun. Barbera ist wie Damian. Nur ist Domain – dünkts mich – mehr gefordert mit den Themen, mit welchen die Zuhörer (Zuschauer) den armen Mann inkommodieren. Das Thema an diesem Abend: Verbotene Liebe. Nicht die Soap, sondern eben die Liebe die verboten ist, die als Tabu gilt. Die Liebe von einer Frau zu ihrem Schwager, die Liebe zwischen Geschwistern, oder die Liebe zwischen Männer. Die erste Anruferin war Barbara, 57. Barbara hat sich während einem Sprachaufenthalt in ihren Sprachlehrer verliebt. Vor über 35 Jahren. Jetzt ist sie endlich damit rausgerückt. Dem schlechten Gewissen zuliebe. Wobei, es war nicht sonderlich interessant. Sie war ungefähr 21. Er gegen 60. Wäre ich der Sprachlehrer würde ich mir nicht so alte Schülerinnen auswählen. Dann das übliche – Dates im Auto – lange Fahrten aufs Land. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz Briefe ausgetauscht. Das Übliche. Boooring!

Dann kam jemand, ich nenne ihn jetzt Peter. Peter eben, hat eine Affäre obwohl er zu dieser Zeit eine tolle Freundin hatte wie er sagte. Item. Er beichtete diese nach ein paar Monaten seiner Freundin. Es gab ihrerseits einen Aufstand. Sie versuchte die Beziehung zu retten und lebten noch während Monaten zusammen. Peter aber winkte ab und zog mit seiner Affäre zusammen und ist jetzt glücklich mit ihr verheiratet. Ebenfalls nichts was mich aus dem Halbschlaf rüttelte.

Dann kam der Ralf aus dem Seuddeutschen. Seine Frau, ging mit einer anderen Frau fremd. Er wusste zwar von Anfang an, dass Sie Bi war. Aber das war ihm egal. Auf jeden Fall, dateete sie immer andere während sie im Geschäft Freitage bezog und ihn an diesen Tagen zärtlich auf die Stirne küsste und sich – wie üblich - auf den angeblichen Arbeitsweg machte. Weit gefehlt Ralf. Sie machte sich gemütliche Tage mit diversen Frauen. Sie machte sich dann irgendwann Hals über Kopf auf und davon und zog zu einer Frau in die sie sich „total“ verliebte. Von Heute auf Morgen. Er hat dann über Dritte erfahren, dass seine Frau sehr kontaktfreudig war und sich so manche Frauen zu Gemüte nahm. Alle wusstens, nur der Ralf war halt der Spätzünder und hatte es als Letzter erfahren. Ralf meinte hochgerechnet hätte seine Frau ihn ungefähr 80 Mal betrogen in einem Jahr. Ralf hatte dann eine kleine Krise und nahm 13 kg ab und hatte Depressionen, aber Heute geht es ihm wieder gut.

Dann gabs noch den Nick, nach meinen Berndeutsch-Kenntnissen zu urteilen kommt der Herr aus dem Berner Oberland, ich tippe auf die Region Spiez/Reichenbach. Auf jeden Fall, hat der gute Mann seit Jahren eine Affäre mit einer verheirateten Frau. Aber nicht etwa sich im Geheimen treffen und alles versuchen zu vertuschen. Nein. Zusammen auf Partys gehen. Viele Kolleginnen und Kollegen der Frau denken der Nick wäre der Ehemann, weil angeblich der richtige Ehemann nie das Haus verlässt sondern es sich zu Hause nach Feierabend vor dem TV gemütlich macht und die Frau machen lässt und so Sie so quasi ihrem Schicksal überlässt. Stört die beiden Turteltäubchen semimässig. Auf jeden Fall geniessen sie ganz offen ihre Beziehung. Klar der Nick ist ein guter Cheib und schaut zu ihr – täglich wie er meint. „Ja, richtig Barbara. Ich treffe sie fast täglich.“

Ich wollte um 00.45 den Radio abstellen. Doch es gab noch einen Anrufer. Dani. Ich hoffte sehr, dass nun endliche eine richtige Story kommt! Eine nervenaufreibende Geschichte mit Spektakel. Eine verbotene Liebe, die nicht alltäglich ist. Dani wollte mich nicht enttäuschen. Ja er hätte auch noch was zu erzählen. Er rufe übrigens aus Florida an. Ein ausgewanderter Baselbieter. Biet was Dani! Es gebe nämlich auch noch eine andere Liebe. Die Liebe zwischen Menschen und Tieren. Aber nicht die Liebe zwischen Mensch und Tier wie die meisten denken. Er stellte gekonnt die Frage an Barbera ob sie auch mal ein Tier gehabt habe. Die Barbera hatte mal eines und mochte es und hatte es gern und streichelte es. Der Dani aber hatte nicht genug vom streicheln. Der Dani hatte sich in ein Ross verliebt! In seiner Jugend nämlich hatte er nicht so „den Draht zu den Mädchen“ gefunden. Er war fasziniert von einem Ross. Er ist dann in der Nacht jeweils während ein paar Stunden beim Rössle gesessen und hat mit ihm gesprochen und gut zugeredet. Da bemerkte er nach einer gewissen Zeit auch die Zuneigung des Tieres, wie er meinte. „Ja, aber“ wollte die Barbara wissen „wie hast du denn das bemerkt?“. Also das Ross hätte ihm unter anderem jeweils sein Hinterteil zugestreckt. Und dann ja, sei es dann auch zu sexuelle Handlungen gekommen. Klar Dani, das war ein Zeichen. Du hast sicherlich die Zeichen richtig gedeutet. Auf jeden Fall war dann die Barbara froh dass er angerufen hatte und auch der Dani war froh, dass er mit ihr darüber sprechen konnte. Es wäre halt nicht immer einfach gewesen mit anderen Leuten über das Thema zu sprechen. Er hatte auch schon mal einen soo enormen Drang nach einer Konversation, dass er sich selber bei der Polizei anzeigte um wenigstens mit jemanden darüber sprechen zu können, da ihm dies im Bekannten- und Verwandtenkreis nicht möglich war. Er fand dann später auch andere Leute die diese Liebe zu Tiere haben und hat neue Freunde in spezifischen Internetforen gefunden und sich mit Ihnen ausgetauscht. Bemerkung: Das ist das schöne an den Tierfreunden, man kann sich über das Netz austauschen und man muss sich dann nicht gleich irgendwo im wirklichen Leben treffen. Ein Treffen ist für diese Leute nicht gross von Bedeutung, das Tier nämlich steht im Vordergrund. Die letzte Frage ob er denn immer noch diesen Zwang habe verneinte er, aber das Wort Zwang wäre nicht unbedingt angebracht er fände das Wort nicht passend, er würde eher von Neigung sprechen.

Dani, du bist ein superehrlicher Typ und ich danke dir für deine Offenheit - du hast der Barbara die Show gerettet. Danke für deine Anekdote.

smegschtr 30/07

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ab ids Füdlä!

http://youtube.com/watch?v=6bf8RvFBI1w

Ernst Moll hat gesagt…

das war jetzt wiedermal wirklich schön. danke.

Köbi Bünzli hat gesagt…

tierische geschichte...